Späte Rache – ist kopieren eine Sünde?

Diese Woche geht’s mal nicht um Taschenverleih– keine Angst, wir bleiben beim Thema- sondern um den Privat Shopping Club Brands4Friends, den sicherlich alle kennen.

Für die, denen der Name nichts sagt:

Brands4Friends ist ein privater Online-Shopping- Club, der Mode, Accessoires und mittlerweile auch „Home and Living Produkte“ anbietet- das Ganze nur für Mitglieder. Um in den unglaublichen Genuss von „Deutschlands Online-Shopping-Club Nr.1“ und dessen extrem reduzierte Markenware zu kommen, muss man von einem anderen Mitglied eingeladen werden- virales Marketing pur. (Wer mehr über B4F wissen möchte, kann sich gerne den Blogpost eines  Kommilitonen von uns angucken)

Durch diese Pseudo- Exklusivität nimmt die Attraktivität des Shops schlagartig zu- der Mensch ist dazu veranlagt, immer das zu wollen, was er gerade nicht hat. Das Produkt MUSS gut sein, wenn es so „schwer“ ist, es zu bekommen.

Die Wahrheit sieht anders aus:

Brands4Friends ist ein Copy Cat von Vente Privée, einem französischen Unternehmen, das es bereits seit 2001 gibt. Im Jahr 2007 gründeten  Nicolas Speeck, Mario Zimmermann, Ehssan Dariani, Constantin Bisanz, Christian Heitmeyer, Oliver Jung und Lukasz Gadowski das deutsche Äquivalent, welches schnell zum absoluten Bestseller  wurde.

Das Konzept dahinter ist recht simpel:

Man kaufe überschüssige Designerware der vergangenen Saison, bekomme diese dank großer Abnahmemenge zum niedrigen Preis, und biete sie unter  dem Slogan „Exklusive Markenware bis zu 70% reduziert“ der Masse an- Halt, nicht der Masse natürlich, sondern nur Mitgliedern… Eine Art Soho-House für Online Mode.

Wie man sich denken kann, ist es logischerweise nicht schwer, Mitglied zu werden (Im Gegensatz zum Soho-House 😉 ). Nach ein paar Wochen gab es bereits Seiten im Internet, die Leute auf Bestellung geworben haben. Außerdem folgte schnell die Kooperation mit StudiVZ, bei der alle VZ- Member automatisch Mitglied bei B4F werden konnten. Weiterhin wurde StudiVZ auch als Marketingkanal genutzt und die User mit B4F- Werbung bombardiert.  Ach ja, und heutzutage kann man sich auch „einfach so“ kostenlos anmelden, ohne vorher geworben worden zu sein.

Anfangs stiegen die Umsatzzahlen von Brands4Friends rapide an, doch seit Anfang des Jahres musste das Unternehmen Umsätze einbüßen- und zwar zugunsten des „Mutter-Unternehmens“ Vente Privée. Laut Exciting Commerce übernimmt Vente Privée erstmals Marktanteile von B4F- eine späte Rache, aber immerhin!

Dies ist vermutlich auch der ausschlaggebende Punkt gewesen, warum Redakteur Joel Kaczmarek von der Gründerszene B4F in seinen Artikel „5 deutsche Internet-Unternehmen, die es 2015 nicht mehr geben wird…?“ , mit einbezieht. Den Artikel hat Silas in seinem letzten Blogpost bereits erwähnt, da eins der beschriebenen Unternehmen StudiVZ ist.

Brands4Friends hat den europäischen sowie den nationalen Markt weitgehend abgegrast, Hauptkonkurrent Zalando macht das Leben schwer und übernimmt z.B. die Promo via StudiVZ in bekannter Aggressivität. Mit Zalando möchte man sich nicht anlegen. Des Weiteren ist das Riesen-Unternehmen (200 Mitarbeiter) zu einer kostspieligen Vergnügung geworden- einzige Lösung wäre ein Export des Modells und extreme Kostenreduktion, ansonsten ist der einst so populäre Privat-Member-Club genauso wie StudiVZ zum Tode verurteilt.

Eine gerechte Strafe für das Kopieren von Geschäftsmodellen? Eure Meinung ist gefragt!

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  1. #1 von Daniela am November 15, 2010 - 9:31 pm

    Hallo Alice!

    Interessantes Zusammenspiel von Brands4Friends und StudiVZ! Wenn der eine wie Silas schon voraus gesagt hat, bald den Löffel abgeben wird, hat Brands4Friends einen Marketingkanal weniger… Auch wenn es ein nicht sehr gut ist.

    Ob es überhaupt eine Strafe für das Kopieren von Geschäftsmodellen geben sollte weiß ich nicht so recht. Aber in diesem Beispiel hat sich Brands4Friends sein eigenes Grab geschaffen, wenn es die von die genannte „Pseudo-Luxuriösität“ nach einiger Zeit komplett aufgibt und noch schlimmer: allen StudiVZ-Mitgliedern automatische eine Mitgliedschaft auf drückt… Da wären wir wieder beim aggressiven Marketing und da ist Zalando eben besser wie wir alle wissen 🙂
    Wenn ein Unternehmen wie B4F sein Kern-Geschäftsmodell so einfach weg wirft, dann bleibt ja im Prinzip nicht viel übrig von der exklusiven Shopping-Club-Mitgliedschaft und somit sinkt auch das von dir ausführlich beschriebene Gefühl beim Endkunden, dass die Designer-Klamotten ja so „schwer“ zu bekommen sind und dazu auch noch so günstig….

    Eine Strafe fürs Kopieren gab’s ja in dem Sinne dann eigentlich nicht, weil B4F sich meiner Meinung nach selbst nen Strick gedreht hat und auch ihre Kooperationen nicht die best-gewählten sind.

    Schade wär‘ der Untergang von B4F nur weil auch 200 Jobs dran hängen. Sind vielleicht nicht so viele wie wenn Großkonzerne bankrott gehen, aber immerhin.

    • #2 von ccalice am November 17, 2010 - 12:18 am

      Das mit der „Strafe“ war ja auch eigentlich nur symbolisch gemeint. Es ist eher meine subjektive Meinung, dass Copycats im Grunde etwas Unrechtes tun- ich mag Fakes einfach nicht, in keiner Form!
      Und ich versetze mich in die Lage, dass ich ein Unternehmen aufgebaut habe und jemand anderes mich kopiert und von meinen Erfahrungen etc. profitiert- da würde ich ziemlich erbost sein!

      Aber im Grunde genommen glaube ich, dass eh alles zurück kommt was man tut, ob gut oder schlecht – karma- womit wir aber bei philosophischen Diskussionen angekommen wären, die hier keinen Platz haben.

      Mit dem Verlust der Arbeitsplätze hast du natürlich Recht, aber ihc denke, dass die MA soviel KnowHow besitzen dass sie sich problemlos in andere Web-Unternehmen eingliedern könnten.

  2. #3 von Andrea am November 16, 2010 - 1:03 pm

    Hm, also ich dachte eigentlich, dass Brands4Friends ziemlich gut dastehen und die Unternehmenszahlen zeigen das ja auch:
    Bei den aktuellen Zahlen kann einem schwindelig werden. Seit drei Jahren gibt es die Berliner Internetfirma Brands4friends – bereits jetzt ist sie der größte Online-Einkaufsklub in Deutschland: mit 3,5 Millionen Kunden, bis zu 33 000 verkauften Artikeln pro Tag und einem Jahresumsatz, der 2010 im dreistelligen Millionenbereich landen wird.
    Quelle

    Es ist ja nicht jeder daran interessiert die aktuelleste Saisonware zu bekommen, wobei ich oft genug auch Sachen bei Brands4Friends gesehen habe, die auch in den Läden stehen und zur aktuellen Kollektion gehören. Schließlich vertreibt B4F ja nicht nur Designerklamotten sondern wie du schon geschrieben hast auch andere Marken und Reisen und Haushaltsartikel oder Technik.

    Man kann sich im Übrigen immer noch nicht einfach so anmelden: B4F Anmeldung. Dafür braucht man entweder eine Einladung, man muss einen Link eines Kooperationspartners gefunden haben oder man wird von einem anderen Mitglied freigeschaltet, nachdem man sich „beworben“ hat bei B4F Mitglied zu werden. Siehe: Bild.

    Wenn sie die Regelungen da gelockert haben, dann wohl weil es inzwischen zahlreiche solcher Shoppingclubs gibt, die keine Einladung voraussezten wie z.B. Zalando Lounge.

    • #4 von ccalice am November 17, 2010 - 12:07 am

      1. Offiziell sehen die Umsatzzahlen von B4F sehr positiv und progressiv aus. Sie konnten allerdings nie ihre veranschlagten Umsatzziele erreichen! Die Quelle hab ich grad nicht, folgt aber. Die Artikelanzahl pro Tag ist auch eine schwammige Angabe- die haben ja unterschiedliche Werte.

      2. Es geht nicht darum, ob jemand „die aktuellste Saisonware“ will. Jemand, den Trends interessieren, kauft eh nicht bei B4F. Das ist eher was für die Masse, die krampfhaft versucht, Anschluss an den Luxus-Style ihrer Idole zu bekommen- und denkt, dies mit dem Tragen jedweder bekannter Marken zu schaffen. Das ist, nebenbei gesagt, natürlich nicht der Fall.
      Dass man hin und wieder auch akzeptable Produkte bei B4F findet, will ich gar nicht bestreiten. Trotzdem hat das alles mit Mode, Exklusivität und Luxus nichts zu tun- genau das propagiert das Unternehmen aber.

      3. Wenn man keine „Einladung“ hat, muss man eine „Begründung“ angeben, warum man sich anmelden möchte. Jeder halbwegs intelligente Satz wird da vermutlich akzeptiert- es sollen schließlich so viele Mitglieder wie möglich werden!
      Ich finde es einfach lächerlich, dass die versuchen, einen Pseudo-Privat-Member-Club zu erschaffen, in den eh jeder rein kann. Nur weil die Medien die Meinung vertreten, Clubs wie China oder Soho sind angesagt, denkt sich Ottonormalverbraucher,er würde seinen Alltag mit etwas Glamour aufwerten können.
      Alles totaler Quatsch, aber wie man sieht, hat es funktioniert! Die Leute sind einfach zu leicht beeinfluss- und blendbar!

  3. #5 von bet365 am Dezember 4, 2010 - 3:35 am

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  1. Diese Woche in unserem Blog « German CopyCats

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